lockdown hamburg - rebooting society - Arbeitswelten - Martin Foddanu Photography

Lockdown Hamburg – Rebooting Society – Miniatur Wunderland

Seit seiner Eröffnung am 16. August 2001 hatte das Miniatur Wunderland (MWL) erst einen einzigen Tag für seine Besucher geschlossen. Jetzt, seit dem Lockdown, sind es schon volle zwei Monate.

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Für meine Bildreportage werden mir die Tore zum MWL ausnahmsweise für kurze Zeit geöffnet. Der Haupteingang bleibt jedoch geschlossen, ich betrete das alte Backsteingebäude in der Hamburger Speicherstadt durch die Hintertür und den Personalbereich. Von den 360 Mitarbeitenden sind nicht viele im Haus, die meisten mussten in Kurzarbeit gehen. An vielen Arbeitsplätzen ist das Licht deshalb ausgeschaltet. 

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Einige wenige Angestellte sitzen in der Schaltzentrale vor riesigen Monitoren und halten die Anlage auf Minimalbetrieb. „Die Züge müssen jeden Tag bewegt werden, sonst oxidieren die Gleise“, erklärt man mir. Im Ausstellungsbereich ist die Beleuchtung auf nur 50% gedimmt. Es soll Strom gespart werden. Die Testfahrten sind mittlerweile abgeschlossen. Die Ruhe und das Dämmerlicht bedrücken und beruhigen zugleich; sie lassen mich an einen Dornröschenschlaf denken. 

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Im Rundgang treffe ich auf einen Mitarbeiter aus dem Planungsteam. Er misst gerade mit einem Zollstock die Stelle für einen zukünftigen Hafenkran aus. Die Planung läuft also weiter, auch wenn die Umsetzung ins Stocken geraten ist. Etwas später stoße ich noch auf zwei Elektriker. Sie liegen unter den Landschaftsplatten auf Rollwagen und arbeiten an einem Teilbereich der kilometerlangen Verkabelung. In einem kurzen Gespräch erfahre ich, dass der eine seit fünf und der andere schon seit zwölf Jahren im MWL arbeitet. Die Arbeit macht ihnen großen Spaß, sagen sie. Überhaupt ist mir der freundschaftliche Umgang unter den Wunderländern aufgefallen. Trotz der schwierigen Situation wird miteinander gewitzelt und gelacht.

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Zum Zeitpunkt meiner Fotoreportage war noch nicht entschieden, wann das MWL wieder öffnen wird. Jetzt, eineinhalb Wochen später, steht der 20. Mai als Termin für die Wiedereröffnung fest, allerdings mit einer auf 20 % reduzierten Besucherkapazität, um die Kontaktbeschränkungen einhalten zu können. Außerdem wurde ein Rundgang mit der so genannten Wunderländer Straßenverkehrsordnung angelegt. Dafür wurde ein kilometerlanges Straßennetz auf den Boden geklebt, mit Verkehrsschildern, Einbahnstraßen, Kreisverkehren und Bahnübergängen, um so die Besucher zu lenken. Vor dem MWL liegt noch ein langer, steiniger Weg, denn die reduzierten Besucherzahlen decken noch nicht einmal die Minimalkosten. Trotzdem, die ersten Mitarbeiter können so aus der Kurzarbeit zurückgeholt werden. Die Wiedereröffnung kann man als ein Zeichen der Hoffnung sehen – hier wird an eine Zukunft und den Weiterbetrieb der größten Modelleisenbahnanlage der Welt geglaubt.